Geschrieben von Alexandra.
Die Coronakrise, die seit mehr als einem Jahr die ganze Welt lahmt legt, hat auch vor Bolivien keinen Halt gemacht. Am 22. März 2020 wurde in ganz Bolivien eine strikte Quarantäne für 5 Monate verhängt. Durch die harten Maßnahmen hatte Bolivien die Corona-Situation während der ersten Welle einigermaßen unter Kontrolle und man glaubte, das Virus bereits besiegt zu haben. Die Menschen wurden nachlässiger mit den Regeln, viele trugen keine Maske mehr und das soziale Leben, Feste und Großveranstaltungen kehrten schnell zurück. Ausschlaggebend für die zweite Welle waren so die Feiern an Neujahr. Seitdem steigen die Zahlen der Neuinfizierten um mehrere Tausend täglich, sowie der Toten rasant an. Das Gesundheitssystem ist kollabiert, die Krankenhäuser sind mittlerweile am Limit und nehmen oft keine Patient*innen mehr auf. So empfahl die Regierung bereits, nicht mehr in die Krankenhäuser zu fahren. Viel zu spät kam die Reaktion der Regierung, die mit einer weiteren Ausgangssperre das Virus wieder einzudämmen versucht. Nicht vorhandene Testmöglichkeiten und fehlende Impfdosen machen dies jedoch sehr schwierig.
Viele Menschen in Bolivien leben von Tag zu Tag und haben kein festes Einkommen. Sie sind darauf angewiesen, jeden Tag arbeiten zu gehen, auf den Straßen und Märkten der Stadt, um sich etwas zu Essen kaufen zu können. Wo die Regierung letztes Jahr noch mit Boni und Essensrationen helfen konnte, steht heute nichts dergleichen mehr zur Verfügung. Vielen Menschen haben bereits ihre Arbeit verloren, wodurch die Armut, aber auch die Kriminalität gestiegen ist.
Wie auch in Deutschland hat die Coronakrise große Folgen für die Kinder und Jugendlichen. Dadurch, dass die Schulen nun schon seit über einem Jahr geschlossen sind, haben sie bereits ein komplettes Schuljahr verloren und sind im Begriff ein zweites zu verlieren. Online-Unterricht, wie es ihn in Deutschland gibt, ist in Bolivien nur an Privatschulen möglich, da die meisten Familien nicht mit den nötigen Geräten oder Internet ausgestattet sind. Die Kinder und Jugendlichen haben jedoch auch keine Möglichkeiten sind anderweitig zu beschäftigen, da Freizeit- und Sportaktivitäten nicht erlaubt sind und die öffentlichen Sport- und Spielplätze nicht betreten werden dürfen. Dazu kommen die meist sehr beengten Wohnverhältnisse und fehlende Rückzugsorte. Man geht sich auf die Nerven, der Stresspegel steigt und der Toleranzgrenze sinkt. So kommt es vermehrt zur häuslichen Gewalt, die sich zumeist gegen die Kinder richtet. Die psychischen Folgen, die das Ganze mit sich trägt, sind schwerwiegend.
Doch es gibt weiterhin Menschen, die diese Situation ausnutzen. So werden beispielsweise, die bereits sehr knappen Medikamente und der zuneige gehende Sauerstoff für horrende Preise verkauft und Medikamente und andere Mittel, die entweder nichts gegen die Krankheit bewirken oder sogar schädlich für Menschen sind, werden lautstark beworben. Nun hofft man auf eine starke und schnelle Impfkampagne, die nach und nach anläuft und auf das Mitwirken und die Einsicht der Bevölkerung.
Nachdem es auch in unserem Partnerprojekt einige Coronafälle gab und es nun während der Ausgangssperre erstmal geschlossen bleibt, ist bei der Wiedereröffnung, die für Ende Juni geplant ist, ein verbessertes Hygienekonzept von größter Wichtigkeit. Wir, als Teil von Yana Paña, teilen unsere Erfahrungen, Ideen und Vorschläge mit ihnen und Teile der Spenden wurden bereits für Hygieneartikel, wie Desinfektionsmittel, Masken und Seife verwendet. Viele der Kinder und Jugendlichen und deren Familien können sich diese Dinge nicht leisten, umso wichtiger ist es, dass sie im Projekt zur Verfügung stehen und sie dort an die Kinder und Jugendlichen verteilt werden können.