geschrieben von Elly und Jonas
Am 5. Februar nahm ich, Elly Daus, zusammen mit meinem Freund Jonas Roth an einem Workshop-Tag mit Jugendlichen zwischen 13 und 25 Jahren in unserem Partnerprojekt Renovación Madre Niño in Oruro teil. Da Jonas ausgebildeter Zirkusartist ist, genauer gesagt Jongleur, hatten wir uns bereit erklärt, zusammen den Vormittag mit einem Jonglage-Workshop zu gestalten. Wir hatten über 50 Teilnehmende und 6 Jugendliche, die den Workshop mit uns gemeinsam anleiteten.
Wir waren zum Glück bereits am Donnerstag (2.2.) in Oruro angekommen, es gab nämlich noch Einiges vorzubereiten für uns. Unter anderem hatten wir am Samstag ein Vortreffen mit 7 Jugendlichen, die sich bereit erklärt hatten, mit uns gemeinsam am Sonntag Gruppenleitende zu sein (einer tauchte dann Sonntag leider nicht auf). Wir hatten geplant, die Teilnehmenden in 6 Gruppen aufzuteilen, da man in einer so großen Gruppe schlecht arbeiten kann. Wir brachten also am Samstag den „jóvenes líderes“, unseren Gruppenleitenden, bei, was wir für die Kleingruppen vorgesehen hatten. Das war für uns eine coole Erfahrung, die Gruppe war angenehm klein und die Leute motiviert. Sie lernten echt schnell die kleinen Tricks, die wir geplant hatten.
Am Sonntag begann der Tag nicht ganz so, wie wir uns das gedacht hatten. Die Jugendlichen waren nicht annähernd pünktlich (8:30) oder auch nur gleichzeitig da, sondern tröpfelten über circa 1,5h allmählich ein. Die Zeit konnten wir Workshopleitenden gut nutzen, um nacheinander mit den Teilnehmenden ihre Bälle vorzubereiten. Wir haben uns für recht haltbare Bälle entschieden, hohle Plastikbälle wie aus einem Bällebad, in die die Jugendlichen aber selbst noch durch ein Loch Salz füllen mussten, um sie zu beschweren. Da war es uns ganz recht, dass nicht alle gleichzeitig ankamen. Trotzdem war der Beginn so natürlich etwas konfus. Zum Glück hatten wir unsere super Gruppenleitenden, die alle, die schon fertig waren, mit Spielen beschäftigten. So konnten wir dann, als mehr oder weniger alle da waren, die Jugendlichen in kleinere Gruppen aufteilen und mit den Posten beginnen, die sie dann nacheinander durchliefen. Ich hatte das Gefühl, dass die 5 Posten gut liefen. Nur einer unserer Gruppenleiter hatte seine Aktivität nicht so ganz verstanden, da konnte Jonas dann unterstützend einspringen.
Ich hatte den Eindruck, dass es vor allem von der Kleingruppe abhing, wir gut ein Posten lief. Wir hatten eine Gruppe, in der sehr viele schüchterne Personen waren. Diese Gruppe zur aktiven Teilnahme zu motivieren, war ein bisschen schwierig. Eine andere Gruppe hatte viele selbstbewusste und extrovertierte Teilnehmende, da waren die Posten Selbstläufer, es war immer lustig und immer was los.
Vor dem Mittagessen hatten wir uns noch ein kleines Turnier überlegt, in dem die 5 Gruppen gegeneinander antreten konnten. Es wurden Bälle an einer Person befestigt, über Distanz in einen Korb geworfen und ein Staffellauf mit einem auf dem Kopf balancierten Ball absolviert. Die Preise hatten wir in Form von Süßigkeiten aus Deutschland mitgebracht, alle Jugendlichen bekamen etwas ab.
An dieser Stelle möchte ich Jonas Gelegenheit geben zu beschreiben, wie er die Aktivität erlebt hat.
Für mich war der Jonglage-Workshop eine interessante Erfahrung. Ich habe schon viel mit Kindern und Jugendlichen im Zirkusbereich gearbeitet, hatte aber noch nie eine so große Gruppe mit so großen Altersunterschieden. Auch was Vorkenntnisse und Motivation betrifft, gab es große Unterschiede. Das Ziel war es, bei jedem Posten auf unterschiedliche Arten mit den Bällen zu arbeiten und damit ein Gefühl für die unterschiedlichen Grundlagen und Stilrichtungen der Jonglage zu vermitteln und die Koordination zwischen Augen und Händen zu trainieren. Schwierig war es dabei, allen etwas für ihren jeweiligen Kenntnisstand zu geben, aber ich denke, wir haben das einigermaßen hinbekommen. Die Übungen beinhalteten Ballspiele mit der ganzen Kleingruppe, zu zweit und allein, Rhythmus, Körperwürfe und Balance. Dabei wurden einzelne oder mehrere Bälle benutzt.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden und ich glaube, dass alle etwas gelernt haben. Für besonders Interessierte hatten wir auch in der folgenden Woche nachmittags offenes Training angeboten, was leider nur sehr wenig wahrgenommen wurde. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass ich am Montag plötzlich krank war und das Training erst ab Dienstag anbieten konnte.
Am Nachmittag ging es dann mit einem gemeinsamen Workshop mit den Mädels von Yana Paña weiter, die über Videotelefonate dazu geschaltet waren. Wir hatten leider wie befürchtet Probleme mit dem WLAN, sodass die Vorstellungsrunde etwas holprig lief.
Dann wurden die Teilnehmenden nach Alter in Gruppen aufgeteilt und bekamen pro Gruppe eine unserer Yanapañitas per Videotelefonat an die Seite. Die Aufgabe der Teilnehmenden war es zunächst, ein Brainstorming zu machen, was für Themen ihnen persönlich wichtig sind und was für Sorgen und Probleme sie haben. Dann sollte jede Gruppe sich einen Punkt aussuchen, den ihrer Meinung nach wichtigsten, und dazu einen Lösungsvorschlag erarbeiten. Wie könnte dieses Problem angegangen werden? Welche Unterstützung wünschen sie sich, um besser mit ihrem Problem umgehen zu können? Wie kann Renovación als Projekt zu einer Lösung beitragen?
Die Ergebnisse wurden dann in großer Runde vorgetragen. Für uns von Yana Paña war das Ziel, die Jugendlichen besser kennenzulernen und vor allem ihre Bedürfnisse wahrzunehmen. Einer unserer wichtigsten Grundätze ist es, Aktivitäten und Maßnahmen nach den Bedürfnissen und Ideen der Kinder und Jugendlichen im Projekt auszurichten, und nicht einfach das aufzuzwingen, was wir hier in Europa als wichtig und richtig empfinden. Die Ergebnisse der Gruppenarbeit sind daher eine wichtige Basis für uns, auf die wir zukünftige Projekte mit den Jugendlichen aufbauen möchten. Für uns alle war es eine positive Erfahrung, den Jugendlichen so ohne Filter oder Mittelsperson zuhören zu können, zu erfahren, was für Ideen sie haben, um Dinge anzugehen. Wir hoffen, dass sie sich von uns wahrgenommen und respektiert gefühlt haben und dass sie mit der kommenden Umsetzung ihrer Ideen zufrieden sein werden.
Zum Ende des Workshop-Tages bekamen alle Teilnehmenden ein Paket mit Schulmaterial überreicht. Das Schuljahr beginnt in Bolivien im Februar und dieses Jahr waren Materialien aufgrund der politischen Situation teurer als sonst.