von Kiara
Jedes Jahr strömen hunderttausende von Touristen aus aller Welt in die Stadt Oruro, um den weltberühmten Karneval zu erleben. Zu dieser Zeit sind die Hotels ausnahmslos ausgebucht, Transportmittel sind doppelt so teuer, und die Herstellung der traditionellen Karnevalsmasken und Kostüme schafft jede Menge Arbeitsplätze. So war das jedenfalls vor der Corona-Krise. Im letzten Jahr musste aufgrund des sich schnell verbreitenden Corona-Virus der gesamte Karneval abgesagt werden. Dies hatte fatale Folgen für die Wirtschaft und die Bevölkerung von Oruro. Für viele Familien sind die Einnahmen vom Karneval lebenswichtig. Obgleich die Corona-Krise längst nicht überstanden ist, führten die wirtschaftlichen Zwänge dazu, dass der Karneval dieses Jahr – nach langen Diskussionen – wieder laut und bunt gefeiert wurde.
Vom 19. Februar bis zum 1. März fanden die Feierlichkeiten statt und in der Stadt herrschte eine absolute Ausnahmesituation. Der Karneval von Oruro ist einmalig auf der Welt, denn er vereint die indigene Kultur Boliviens mit Aspekten des katholischen Glaubens. Das Fest wird zu Ehren der Schutzpatronin der Minenarbeiter gefeiert. Doch viele weitere Gottheiten der indigenen Kulturen sind fester Bestandteil des Karnevals, zum Beispiel die Pachamama (Mutter Erde) und Dios Momo, der Gott des Spaßes. Mit einer Länge von drei Kilometern und beinahe 50 traditionellen Volkstanzgruppen ist der Karnevalsumzug von Oruro einer der größten der Welt.
Nicht nur die Kultur und die Wirtschaft Boliviens sind von Corona betroffen, auch der Bildungssektor musste in den letzten Jahren die Notbremse ziehen. Bereits im März 2020 wurden Kindergärten und Schulen geschlossen. Der Unterricht fand von da an online statt. Doch nicht jede Familie kann sich den Zugang zum Internet und einen Laptop leisten. Viele bolivianische Schüler*innen bleiben dadurch auf der Strecke; sie verpassen Unterricht und müssen sogar selbst arbeiten gehen. Seit einigen Wochen wird nun langsam der Präsenzunterricht wieder eingeführt. Eine Woche nach dem Karneval begann schließlich der normale Schulalltag auch in Oruro wieder. Seit dem 21. März steht nun in ganz Bolivien der Präsenzunterricht wieder auf der Tagesordnung, alles natürlich im Rahmen der Corona-Maßnahmen.