EmocionArte – Was ist das eigentlich?

Ein Interview mit Don Franco über die Kunstkurse bei Renovación

Fragen und Übersetzung von Judith.

Don Franco, Sie sind selbst ausgebildeter Künstler. Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Mein Name ist Edgar Franco Flores und ich wurde am Instituto Superior de Bellas Artes [dt.: Institut der schönen Künste, eine künstlerische Hochschule] in Oruro ausgebildet. Im Alter von 18 Jahren begann ich meine Arbeit als Sozialpädagoge mit Straßenkindern. Mit ihnen führte ich Aktivitäten in den darstellenden Künsten und im Theater durch. Später arbeitete ich an Grundschulen, wo wir künstlerische Elemente in der Erziehung einsetzten. Dort bildete ich Eltern und Lehrer*innen in den plastischen Künsten aus. In den letzten fünf Jahren haben wir besonders in der Gewaltprävention gearbeitet und die plastischen Künste in die sozio-emotionale Erziehung einbezogen.

Ihre Kunstkurse heißen EmocionArte (dt etwa: Emotionskunst). Was hat es mit dem Namen auf sich?

Die Kurse finden im Rahmen unserer Bemühungen, Gewalt nachhaltig zu verhindern, statt. Wir sind davon überzeugt, dass es für die Gewaltprävention wichtig ist, an drei Säulen zu arbeiten: an der emotionalen Kompetenz, der Emotionsregulierung und den sozio-emotionalen Fähigkeiten. In den Kunstkursen werden diese Kompetenzen gefördert, in dem die Kinder mit Gleichaltrigen kreativ werden können und ihren Emotionen durch Kunst Ausdruck verleihen. Daher kommt der Name EmocionArte.

Was können die Kunstkurse bei den Kindern und Jugendlichen bewirken?

Das Ziel des Raums, den wir mir den Kursen bieten, ist nicht die Kinder zu Künstler:innen auszubilden, sondern die natürlichen kreativen Fähigkeiten der Kinder zu stimulieren. Die Fähigkeiten, die sie in den Kursen erlernen, werden so zu umfassenderen Werkzeugen, um mit schwierigen Problemen umzugehen. Durch das Erlernen der künstlerischen Techniken des Zeichnens, Malens und des Töpferns entwickeln die Kinder durch die pädagogische Begleitung auch emotionale und sozioemotionale Fähigkeiten. Zum Beispiel malen wir Mandalas in Gruppen, in denen die Kinder ihre Emotionen individuell und paarweise ausdrücken können. Am Ende bildet das Mandala ihre Teamarbeit ab. Wir nutzen den Dialog, der durch die Atmosphäre des Schaffens in den Kursen entsteht und Raum für Empathie, Toleranz und selbstbewusste Kommunikation gibt. Der Raum verfügt über alle notwendigen Materialien, die die Kinder zu Hause nicht haben.

Was gefällt ihnen besonders als Lehrer der Kurse?

Am meisten gefällt mir die Entwicklung des kollektiven Malens – das Malen von Mandalas und Wandbildern, bei denen alle am Prozess von der Entstehung der Idee bis zur Fertigstellung des Werkes beteiligt sind.

Wie ist die Resonanz der Kinder und Jugendlichen, die an den Kursen teilnehmen?

Hier hat uns Don Franco einen kleinen Erfahrungsbericht der 10-jährigen Camilia mitgebracht. Sie sagt: „Ich komme gerne in den Workshop, wo ich viele Dinge lerne. Zuerst spielen wir immer und zeichnen Linien, und die Fantasie erfindet Geschichten. Dann malen wir manchmal mit Wasserfarben und manchmal mit Acrylfarben, wir können Figuren oder Landschaften malen. Wenn wir malen, fragt uns der Lehrer immer, ob die Figur traurig oder glücklich ist oder welche Gefühle sie hat. Er fragt auch, ob mich beim Malen die Farben traurig oder glücklich machen. Ich komme gerne zu dem Kurs, weil ich mich ruhiger und glücklicher fühle“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert